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GEW MV erneuert zentrale Forderungen zum Mindestpersonalschlüssel und kleineren Gruppen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) nimmt Stellung zur Vorstellung des Gutachtens der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) und den Plänen des Landes, den festgestellten Defiziten der Grundschüler*innen im Bereich basaler Kompetenzen (Mathematik/Deutsch) zu begegnen.

„Zunächst stellen wir fest, dass der Befund leider wenig überraschend ist“, erklärt die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner. „Die immer größere Ungleichheit bei den Bildungschancen ist keine neue Erkenntnis. Die GEW warnt seit Jahren vor dieser Entwicklung und ihren Auswirkungen für die Kinder und Jugendlichen, und damit letztlich auch auf die Wirtschaft.“

Als wenig hilfreich empfindet die Bildungsgewerkschaft an dieser Stelle polemische Einlassungen der Politik mit Vergleichen zu früheren Leistungen. „Unsere Schülerschaft, sowie auch deren Eltern, sind heute deutlich heterogener als noch vor 30 Jahren. Das müssen wir anerkennen und dieser Entwicklung passgenau begegnen. Auch die Erziehungs- und Bildungswissenschaften haben dazu seither neue Erkenntnisse gewonnen.“

Die Gewerkschafterin betont, dass eine Verbesserung der jetzigen Situation nur erreicht werden kann, wenn die frühkindliche Bildung und der Elementarbereich der Schulen miteinander gedacht werden. „Unsere zentrale Forderung ist und bleibt deshalb die Einführung eines landesweit einheitlichen Mindestpersonalschlüssels, der alle Aufgaben, die das Kindertagesförderungsgesetz (KiföG) schon heute vorgibt, ausreichend finanziert und die Tarifautonomie der Träger und Gewerkschaften wahrt! Dies gilt auch für alle weiteren Aufgaben, die jetzt im Zuge des Gutachtens für den Bereich geplant werden – Sie müssen ausfinanziert sein.“ betont Annett Lindner.

Darüber hinaus stellt die GEW MV klar: „Gute Bildung beginnt in der Krippe. Denn nur aus Beziehung kann Erziehung erwachsen. Die ist wissenschaftlicher Konsens. Deshalb fordert die GEW MV neben dem Mindestpersonalschlüssel dringend die zeitnahe Reduzierung der Fachkraft-Kind-Relation (FKR) von jetzt 1 zu 6 auf 1 zu 3. Gleiches gilt für den Kita-Bereich. Evidenzbasiertes Arbeiten, die Umsetzung pädagogischer Konzepte, die individuelle Förderung, Elternarbeit – alle diese Aufgaben kosten Zeit. In einer Gruppe von 15 Kindern ist keine individuelle Förderung möglich. Auch hier brauchen wir dringend große Schritte der Anpassung bis hin zu einer FKR von 1 zu 8. Das gilt auch für die Horte. Sie müssen als integraler Bestandteil der Bildungsarbeit im Elementarbereich dringend mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren. Hier arbeiten pädagogische Fachkräfte, die Einzelförderung leisten können. Allerdings ist bei Gruppengrößen von 21 Kindern maximal eine Aufsicht möglich und keine Förderarbeit“, erklärt die Gewerkschafterin. 

„Die vom Land benannten Alltagshilfen lösen letztendlich das Problem auch nicht“, fährt Annett Lindner fort, „da nach dem Verständnis der Erziehungswissenschaften jede Aufgabe am und mit dem Kind eine pädagogische Aufgabe ist und deshalb Fachkräften obliegt.“ Darüber hinaus sei die Finanzierung insgesamt zu gering, um eine echte Entlastung in anderen Bereichen darzustellen. Dem Einwand, dass es nicht genug Fachkräfte für die Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation in MV geben würde, entgegnet Annett Lindner: „Wir haben einen hohen Anteil an Teilzeit arbeitenden Kolleg*innen, die bei besseren Arbeitsbedingungen gerne aufstocken würden.“

Der Hoffnung, dass in der Grundschule die Erhöhung des Stundenanteils von Mathematik und Deutsch sowie die Einführung einer festen Lesezeit die Leistungen grundlegend verbessern werden, steht Annett Lindner skeptisch gegenüber: „Die Erhöhung des Stundenanteils auf der einen Seite, zieht immer auch weniger Möglichkeiten in anderen Bereichen nach sich. Eine Blitzumfrage unter den Grundschullehrkräften unserer Mitgliedschaft ergab im Wesentlichen, dass sich die Kolleg*innen eher Verlässlichkeit und genügend Fachkräfte wünschen. Die Arbeit in multiprofessionellen Teams muss verstetigt werden. In der Regel fallen vor allem Förderstunden in akuten Mangelsituationen als erstes aus und davon hatten wir in den vergangenen Jahren mehr als genug.“

Abschließend macht die GEW-Landesvorsitzende deutlich: „An der Bildung ist in den vergangenen Jahren immer gespart worden. Jede Verbesserung musste mühsam einzeln erkämpft werden. Als Gewerkschaft wünschen wir uns eine starke politische Einigkeit über Parteigrenzen hinweg, die sagt, das machen wir jetzt einfach mal! Letztlich steht und fällt alles mit der finanziellen Ausstattung. Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen mit der gleichen Kraft wie die Werften retten wollen. Die Diskussionen über den Fachkräftemangel sind aus unserer Sicht Stellvertreterdiskussionen, die den Fortschritt lähmen. Die GEW hat auf Bundesebene ein 100-Milliarden-Sonderpaket für die Bildung gefordert. Dies ist der richtige Weg!“

 

 

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