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Weil zu viel zu viel ist – GEW fordert Entlastung für Lehrkräfte

Anlässlich der Verbandsanhörung zur Vierten Veränderung der Lehrkräftearbeitszeitlandesverordnung M-V kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) die hohe Arbeitsbelastung für die Beschäftigten. „Wir werden den Personalmangel nicht beheben, wenn die Arbeitsbedingungen nicht besser werden“,  ist sich Nico Leschinski, Landesvorsitzender der GEW MV, sicher.

Lehrkräfte, die permanent am und über dem Limit arbeiten, können aus Sicht der Gewerkschaft ihre Aufgaben nicht in dem Maß erfüllen, wie es für eine hohe Bildungsqualität erforderlich ist. Deshalb spricht sich die GEW MV für die Rücknahme der Stundenerhöhung aus, die vor vielen Jahren im Rahmen des sogenannten Lehrerpersonalkonzeptes erfolgt war. Als die Geburtenzahlen nach der Wende einbrachen, wurden die Lehrkräfte zunächst in Zwangsteilzeit geschickt und später die Pflichtstunden erhöht. Ein Sparmodell, welches zwar weitere Kündigungen verhinderte, aber auch später weitergeführt wurde. Während die Kolleg:innen früher gerne mehr gearbeitet hätten, aber nicht durften, stöhnen die Beschäftigten heute unter der im bundesweiten Vergleich teils besonders hohen Zahl an Pflichtstunden ohne ausreichende Anrechnungsmöglichkeiten. Studienrat Nico Leschinski, selbst Lehrkraft am Gymnasium in Boizenburg, räumt ein: „Natürlich ist es vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nicht leicht eine generelle Pflichtstundensenkung zu erreichen. Aber wir brauchen wenigstens mehr Anrechnungsstunden, so dass die Arbeitsbelastung auch adäquat abgebildet wird. Insofern begrüßen wir ausdrücklich, dass für die Verantwortlichen der Beruflichen Orientierung an den Schulen jetzt eine Anrechnungsstunde vergeben wird. Aber das allein reicht nicht. Mentor:innen, die die neue Generation ausbilden, brauchen ebenfalls mehr Anrechnungsstunden.“ Und auch an anderer Stelle braucht es dringend Veränderungen: „Wer glaubt denn, dass mit einer halben Anrechnungsstunde pro Woche an einer Grundschule die Klassenleitung abgedeckt werden kann?“ empört sich Ulrike von Malottki, stellvertretene Landesvorsitzende und ergänzt: „An den weiterführenden Schulen gibt es gar keine Anrechnungsstunden für eine Klassenleitung, obwohl alle wissen, dass da jede Menge Arbeit dranhängt.“ Nicht ohne Grund sind so viele Leitungsfunktionen lediglich kommissarisch besetzt. Viele Schulen bedienen sich deshalb aus dem „Schulpool“, wo in Abhängigkeit zur Schüler:innenanzahl eine gewisse Menge an Anrechnungsstunden hinterlegt sind, um die Lehrkräfte zu entlasten. „Die fehlen dann aber für die anderen Aufgaben“, gibt Oberstudienrätin Ulrike von Malottki zu bedenken. Schulleitungen brauchen aus Sicht der GEW MV einen höheren Grundstock an Anrechnungsstunden, so dass diese ihre Aufgaben auch verantwortungsvoll wahrnehmen können. 
Für besonders problematisch hält die GEW MV den Umgang mit den älteren Beschäftigten. Bei der Altersanrechnung soll es Verschlechterungen gegeben. Zwar rückte Ministerin Simone Oldenburg im Rahmen von Gesprächen mit Gewerkschaften und Verbänden von ihrem ursprünglichen Plan ab, die Altersanrechnung nur noch dann vollständig zu geben, wenn die Kolleg:innen auch voll arbeiten, und senkte die Schwelle, ab der die Altersanrechnung gilt. Aber Lehrkräfte, die etwa wegen Pflege von Angehörigen ihr Arbeitsvolumen nicht erhöhen können, sind mit der neuen Regelung schlechter gestellt. Als nicht zielführend bezeichnet Nico Leschinski die Regelungen für Lehrer:innen, die nach dem Eintritt in die Rente noch parallel in der Schule arbeiten. Diese verlieren einen Großteil ihrer Altersanrechnungsstunden, wenn sie nicht mehr im gleichen Umfang wie zuvor arbeiten. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müssen wir attraktive Angebote machen für die erfahrenen Lehrer:innen. Sie müssen gehalten werden. Hier zählt jede Stunde, die sie bereit sind zu unterrichten. Ich sehe hier die gesamte Landesregierung in der Verantwortung. Hier darf nicht gespart werden, ganz im Gegenteil!“ ist der Studienrat überzeugt. „Weil zu viel zu viel ist“, bringt der aktuelle Slogan der GEW MV für die Wahlen zu den Personalräten und Gleichstellungsbeauftragten in den öffentlichen Schulen die Belastungssituation im Zusammenhang mit der Arbeitszeit für Lehrkräfte auf den Punkt. „Weil zu viel zu viel ist“ muss endlich etwas getan werden!

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Michaela Skott
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