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Schuljahresstart: Arbeitsplatz Schule langfristig attraktiver gestalten!

Das Land Mecklenburg-Vorpommern startet mit alten Herausforderungen in ein neues Schuljahr. „Mit den neu eingestellten 690 Lehrkräften liegen wir mit Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen im Vergleich zum Vorjahr auf einem ähnlich hohen Niveau“, erklären die beiden Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV), Annett Lindner und Nico Leschinski.

Das sei erfreulich, betonen sie, könne jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Zahl der Lehrkräfte gerade so ausreiche, um die Kontingentstundentafel abzusichern: „Wir brauchen sogar deutlich mehr Lehrkräfte aber auch unterstützende pädagogische Fachkräfte, Schulsozialarbeiter*innen und andere Fachkräfte in unseren Schulen, um die Herausforderungen der inklusiven Schule zu meistern, den Bildungsanschluss nach der Pandemie zu ermöglichen und auch den Unterricht für die ukrainischen Schüler*innen abzusichern“, sagt Nico Leschinski. „Damit MV im Wettstreit um die Fachkräfte in Zukunft bestehen kann, müssen wir den Arbeitsplatz Schule langfristig wesentlich attraktiver gestalten!“

Er verweist hierzu auf die vereinbarte Zusammenarbeit im Bildungspakt, in dem sowohl die Interessenvertretungen als auch das Ministerium gemeinsam Verbesserungen für die Arbeitsbedingungen in den Schulen verhandeln. Als Beispiel nennt Nico Leschinski die Lehrkräfte im Seiteneinstieg. „Die GEW ist die einzige Organisation, die die Interessen aller an Schule Beschäftigten gleichermaßen vertritt. Unser Augenmerk liegt darauf, den Seiteneinsteiger*innen einen guten Start in den Schulen zu ermöglichen und ihre Qualifizierung und Eingruppierung auch langfristig zu begleiten. Mit einem Drittel bilden Seiteneinsteiger*innen unter den heutigen Bedingungen eine unverzichtbare Säule in der Unterrichtsversorgung. Es muss uns gelingen, ihnen nachhaltige Perspektiven zu bieten! Die Rahmenbedingunen werden wir auch weiterhin im Bildungspakt verhandeln.“

In Hinsicht auf die Einstellungsverfahren, die von Seiten des Bildungministeriums als zu lang und Einstellungshindernis benannt wurden, erklärt der Gewerkschafter: „In der betrieblichen Mitbestimmung ist die GEW traditionell stark vertreten. Wir werden im Rahmen des Bildungspaktes alle Maßnahmen unterstützen, die sinnvoll Entlastung für die Schulleitungen bringen und Abläufe verkürzen. Darüber hinaus stellt sich für uns schon seit längerem die Frage, ob die Schulämter personell und organisatorisch überhaupt ausreichend gut ausgestattet sind, um die Einstellungsverfahren in einer angemessenen Zeit umzusetzen.“

Besser gelöst als in der Vergangenheit wird mittlerweile die Übernahme der Nachwuchslehrkräfte aus dem Referendariat: „Das mit den Gewerkschaften vereinbarte Übernahmeverfahren bewährt sich. Allerdings gibt es auch hier noch eine große offene Baustelle, die dazu führt, dass sich Referendar*innen für den Berufsstart in einem anderen Bundesland entscheiden. Denn in MV werden die Beamt*innen auf Probe aufgrund von Verzögerungen im Übernahmeverfahren zunächst als Angestellte an den Schulen beschäftigt. Das bringt viel bürokratischen Aufwand mit sich, der, blickt man in andere Bundesländer, nicht notwendig ist.“

Als Themen für das kommende Schuljahr bestimmt die GEW MV ebenfalls die Verhandlungen um die Arbeitszeitkonten im Bildungspakt: „Wir befinden uns in einer Situation, in der Lehrkräfte zwangsläufig viele zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen. Sie springen ein, wo Lehrkräfte fehlen, sie ersetzen die Arbeit fehlender Schulsozialarbeiter*innen und vieles mehr. Lebensarbeitszeitkonten sind ein attraktives Instrument, um Anreize zu vorübergehender Mehrarbeit zu schaffen und Wertschätzung auszudrücken. Ja, auch das kostet Geld, jedoch ist gute Schule nicht zum Nulltarif zu erhalten!“, betont Nico Leschinski, der selbst als Studienrat im Schuldienst aktiv ist.

Die 120 Alltagshelfer*innen, die das Land an ausgewählte Schulen entsenden will, begrüßt die GEW MV einerseits, sieht deren Einsatz auf der anderen Seite auch kritisch: „Im Schulalltag werden dann ganz schnell pädagogische Aufgaben, wie etwa eine Schulhofaufsicht oder eine Klassenbegleitung übernommen, weil die Not oft groß ist. Wir erneuern daher unsere Forderungen, dass solche Bedarfe erkannt und Stellen mit pädagogischem Personal verstetigt werden müssen. Jede Schule sollte mindestens eine*n Schulsozialarbeiter*in erhalten und auch an allgemeinbildenden Schulen muss zusätzliches Verwaltungspersonal eingestellt werden, das bspw. Schulleitungen organisatorisch entlastet.“

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