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Weitere Kitaöffnungen: Schutz für Erzieher:innen muss Priorität haben!

Zur weiteren Öffnung der Kitas und Horte ab der kommenden Woche sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW M-V) Probleme bei der geplanten Umsetzung. Mit einem Stufenplan will das Land eine regionale, an die jeweilige 7-Tages-Inzidenz gebundene Öffnungsstrategie umsetzen: „Grundsätzlich begrüßen wir den regionalen Ansatz“, erklärt die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner.

Symbolfoto (GEW)

„Problematisch ist aus unserer Sicht jedoch dessen Übersichtlichkeit. Die Einteilung in insgesamt fünf Stufen mit jeweils zugeordneten Zeiträumen bis zu ihrem Eintritt ist schwer nachvollziehbar und kann zu Verunsicherungen seitens der Erzieher:innen und Eltern führen. Wir regen deshalb an, dass das Land ab Montag auf seinen Webseiten täglich veröffentlicht, in welcher Stufe sich der jeweilige Landkreis und die kreisfreien Städte befinden. Außerdem sollte die Entwicklung der Inzidenzen dargestellt werden, um eine größtmögliche Transparenz zu schaffen.“ Darüber hinaus kritisiert die Gewerkschaft, dass einzelne Regelungen in den Hygienehinweisen zu wenig verbindlich ausgearbeitet sind. Oft ist von 'sollen' die Rede wo 'darf nicht' gemeint ist. So besteht zum Beispiel zwischen ‚soll keine Eingewöhnung stattfinden‘ und ‚darf keine Eingewöhnung stattfinden‘ oder aber ‚dies sollte eine medizinische Maske sein‘ und ‚dies muss eine medizinische Maske sein‘ einfach ein Unterschied. Daraus ergibt sich kein verbindlicher Anspruch auf Umsetzung. Das geht besser!“, führt Annett Lindner aus. Auch inwiefern sich ab einer Inzidenz von 100 der Appell des Sozialministeriums auswirkt, die Kinder nach Möglichkeit zu Hause zu betreuen, bleibt aus Sicht der GEW weiterhin unklar. „Ein Appell auf Wiedervorlage scheint uns wenig sinnvoll. Daran ändert auch die Selbsterklärung, die die Eltern laut der Hygienehinweise ausfüllen ‚sollen‘ wenig. Nach wie vor setzen wir im Sinne des Schutzes der Erzieher:innen hier auf eine Unabkömmlichkeitsbescheinigung.“

Sorge bereitet auch der GEW M-V die scheinbar rasante Ausbreitung der - nach Expertenmeinung - deutlich ansteckenderen britischen Virusmutation. Laut Bundesgesundheitsminister stieg der Nachweis dieser Variante von sechs auf mittlerweile 22 Prozent der Infektionen. Dies kann auch für M-V eine Rolle spielen. „Dafür ist die fünfte Stufe des Planes, und damit eine Notbetreuung, vorgesehen, was wir unbedingt befürworten! Wir fordern die Gesundheitsämter auf, in Fällen, in denen Kindertageseinrichtungen und Horte mit betroffen sind, schnell und umfassend zu handeln! Selbst wenn Kinder nicht unbedingt symptomatisch erkranken, so können sie doch das Virus auch in die Familien, auch die der Erzieher:innen, tragen. Hier ist größte Vorsicht angesagt!“ Inwieweit auch Schnelltests einen Schutz bieten können, wird in diesen Tagen geklärt: „Hier muss jedoch von Anfang ein klares Verfahren und vor allem die Verfügbarkeit geregelt sein. Weitere Versprechungen allein nützen uns nichts!“

Die GEW M-V begleitet im so genannten Expertenrat, der wöchentlich tagt, die Entwicklung der Regelungen zu den Pandemiebedingungen für Kitas, Horte und Schulen. Nicht immer kann sich die GEW dabei mit ihren Forderungen zum Schutz des pädagogischen Personals durchsetzen. Umso erfreulicher ist nun, dass die GEW-Forderung, Erzieher:innen in der Impfpriorität weiter nach oben zu setzen, endlich auf Landes- und Bundesebene Widerhall gefunden hat: „Erzieher:innen arbeiten weitestgehend ohne Schutz und Abstand mit kleinen Kindern. Sie füttern, wickeln, kuscheln und begleiten ihre Schützlinge im engen Kontakt durch den Tag. Gemäß einer AOK-Erhebung waren sie 2020 die Berufsgruppe, noch vor den Pflegekräften (!), die am häufigsten eine Covid-19-Diagnose erhalten hat. Wir hoffen, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Sinne der Erzieher:innen zeitnah deren Impfung ermöglicht. Man kann nicht sagen, Bildung ist uns wichtig und dann den Schutz der Erzieher:innen und ihrer Familien nicht sicherstellen“, sagt Annett Lindner.