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Schuljahr startet mit Hindernissen

„Der Schuljahresstart war alles andere als geräuschlos“, sagt Annett Lindner, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern. Damit bestätigte sich, was sich bereits Ende des vergangenen Schuljahres abzeichnete:


„Noch bis zum ersten Schultag gab es Unsicherheiten zu Personaleinstellungen genauso wie zur Stundenverteilung“, erläutert die Gewerkschafterin.  Von einem „ruhigen Schulstart“ durch frühe Stundenzuweisungen, wie es das Land in den vergangenen Jahren immer wieder meldete, dürfe deshalb diesmal auf gar keinen Fall die Rede sein. „Wenn laut Meldung des Bildungsministeriums noch in der vergangenen Woche für 30 Stellen Arbeitsverträge unterschrieben wurden, dann zeigt das mehr die Not als die Flexibilität des Landes in der Anwerbung von Fachkräften. Nach unseren Recherchen sind in einem Schulamtsbereich noch in der gleichen Woche 30 Stellen nicht besetzt gewesen. In einem anderen Schulamtsbereich mussten während der Ferien über 50 Stellen nachausgeschrieben werden“.


Nach Berechnungen der GEW M-V liegt der tatsächliche Einstellungsbedarf schon allein durch die gestiegenen Schülerzahlen höher. Darüber hinaus ist die Personaldecke äußerst dünn geplant. Mit knapp 100 Prozent reicht die Unterrichtsversorgung nur eben für das Nötigste: „Weiterbildungen, Krankheit oder Familienzeiten können dann den Stundenplan schon schnell einmal durcheinander bringen“, erklärt die Bildungsexpertin.


Dass nunmehr 30 Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte Seiteneinsteiger*innen sind, verwundert bei der GEW indes niemanden. „Das Problem ist über die Jahre hausgemacht. Und die Jahre mit den höchsten Einstellungsbedarfen kommen erst noch. Wir fordern eine einheitliche fachliche und didaktische Qualifizierung dieser Kolleginnen und Kollegen. Außerdem benötigen die Schulen zusätzliche Ressourcen, um Seiteneinsteiger*innen mit ausgebildeten Lehrkräften zu begleiten“. Die dreiwöchige Weiterbildung, mit der die Seiteneinsteiger*innen in dieses Schuljahr starten, ist aus Sicht der Bildungsgewerkschaft sowohl vom Termin als auch inhaltlich noch nicht „der Weisheit letzter Schluss“. „Das summiert sich bei nur einer Seiteneinsteiger*in an einer Schule schnell auf über 80 Vertretungsstunden zum Schuljahresbeginn“, nennt Annett Lindner ein Beispiel aus der Praxis.
Vor allem, so macht die Gewerkschafterin deutlich, braucht es jetzt größere Anstrengungen als bisher den Beruf attraktiv zu gestalten. Insbesondere für den Grundschulbereich führe nun an der Erhöhung des Entgelts auf die A13 bzw. E13 kein Weg mehr vorbei. Und: „Mit Blick auf die hohen Einstellungsbedarfe in den kommenden Jahren bis 2025 fordern wir die Landesregierung auf, endlich ein Personalentwicklungskonzept mit uns zu vereinbaren“.

Dass die Lehrerinnen und Lehrer und auch die Schulleitungen dennoch überwiegend hoch motiviert in das Schuljahr gestartet sind, zeige: „Die Pädagoginnen und Pädagogen sind Kummer gewohnt und wollen dennoch aus der Situation für die Schülerinnen und Schüler aber auch für sich das Beste machen“.

 

 

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