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Pressekonferenz Landeselternrat, Landesschülerrat, GEW M-V

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW M-V) dankt dem Landeselternrat und dem Landesschülerrat für diese Initiative und die Umsetzung der Online-Befragung!

Statements zur Pressekonferenz 3. Februar 2021, 10 Uhr

Landeselternrat, Kay Czerwinski
Landeschülerrat, Anton Fischer
GEW M-V, Maik Walm


 „Digitales Lernen in Distanz mit enormen Problemen – alle geben ihr Bestes trotz unzureichender Bedingungen!“

Der Landeselternrat (LER), der Landesschülerrat (LSR) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW M-V) stellen in einer Pressekonferenz heute die Ergebnisse einer Online-Befragung zur Schulsituation im Pandemiejahr vor. Die Befragung wurde vom LER und LSR durchgeführt und erfolgte im Zeitraum vom 13.1. bis zum 27.1. auf Basis einer Online-Umfrage. Es handelt sich ausdrücklich nicht um eine repräsentative Erhebung. Gleichwohl darf auf Grund der hohen Zahl der Teilnehmenden davon ausgegangen werden, dass hier ein glaubhaftes Meinungsbild zur Schule in Zeiten der Pandemie im Land entstanden ist. So zählte die Elternumfrage 12.858 Teilnehmer:innen, die Schüler:innen-Umfrage 9.090 Teilnehmende und die Lehrkräfteumfrage 1.262 Pädagog:innen, die daran teilnahmen.

Einschätzung Landeselternrat (Kay Czerwinski, Landesvorsitzender LER)

„Der LER MV fühlt sich in seiner vertretenen Meinung vollumfänglich bestätigt, dass das digitale Lernen nur ein Placebowort ohne Inhalt ist. Das von der Politik benutzte Wort ist in keiner Weise geeignet, die reale Schulwelt in einer Pandemie auch nur im Ansatz zu beschreiben. Wir fordern nun endlich von allen Entscheidungsträgern der Politik belastbare Maßnahmen, um unseren Kindern ihr Recht auf Bildung zu ermöglichen. Neben der einem Pandemieverlauf angemessenen Öffnung aller Schulen, bedarf es schnellstmöglichem Wechselunterricht und einer Priorisierung auf soziale Interaktion der Schüler aller Klassenstufen. Unverzüglich müssen die Lernziele der Klassen an die aktuelle Situation angepasst werden. Die Lehrer und die Schule müssen endlich mit vollumfänglichen Ressourcen ausgestattet werden. Schüler mit Förderbedarf müssen unverzüglich jegliche Unterstützungen erhalten. Die den Eltern entstandenen Mehrkosten für die Phasen des Distanzlernens müssen ebenfalls erstattet werden.“

 

Einschätzung Landesschülerrat (Anton Fischer, Vorstandsmitglied LSR)

„Der LSR MV schaut besorgt auf den derzeitigen Verlauf von Schule in der Pandemie. Derzeit läuft es so wie mit einem Motor eines Motorrads der nicht mehr richtig funktioniert. Man versucht verzweifelt auf den Starter einzutreten doch ohne Erfolg. Schülerinnen und Schüler haben keinen geregelten Tagesablauf. Zwischen durch finden bei vielen unregelmäßig Konferenzen statt, die Aufgaben fliegen uns nur so um die Ohren. Wir kommen nicht in die Gänge und blieben auf der Stelle stehen. Aus unserer Sicht wird der psychische Zustand zu sehr vernachlässigt. Wir vermerken einen deutlichen Anstieg der Überlastung aller Akteure in Schule. Dass wir nicht wissen, wann wir wieder in die Schule dürfen, stresst uns mehr, als die Abschlussprüfungen selbst.“

 

Einschätzung Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft M-V (Maik Walm, GEW-Landesvorsitzender)

„Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, dass die große Mehrheit der Eltern, Schüler*innen und Pädagog*innen mit hohem Einsatz, auch von privaten Mitteln, Zeit und Gesundheit schaffen, Möglichkeiten für Bildung und soziales Miteinander zu erhalten. Zugleich zahlen sie aber alle gemeinsam den Preis für unzureichende technische, inhaltliche und organisatorische Rahmenbedingungen. Die Situation der Pädagog*innen ist belastet, da die angeordnete Mehrarbeit durch gleichzeitiges Arbeiten in der Schule und auf Distanz und die Entgrenzung der Arbeitswoche durch die notwendige flexible Beratung von Eltern und Schüler*innen kaum Durchatmen ermöglicht.“ „Viele Eltern, Schüler*innen und Pädagog*innen fühlen sich wie in einer Hochdruckkammer mit unerfüllten und unerfüllbaren Erwartungen. Die Landesregierung muss jetzt an verschiedenen Stellschrauben Druck ablassen: Bildungsziele für das laufende Schuljahr anpassen, das soziale Miteinander durch Wechselmodelle und die Möglichkeit zu Videokonferenzen in den Mittelpunkt stellen, die längst laufende, privat organisierte Digitalisierung von unten durch finanzielle Pauschalen unterstützen und vor allem die Arbeitsbelastung der Pädagog*innen senken.“ 

 

LSR, LER und GEW fordern vor dem Hintergrund der Umfrageergebnisse:

1. einen ergebnisoffenen Dialog und bundesweite Regelungen zur Bewältigung der „verlorenen“ Lernzeit auf KMK-Ebene zeitnah umzusetzen,

2. die umgehende Erarbeitung gemeinsamer Festlegungen für den Schulbetrieb bis zum Ende des 1. Quartals,

3. die unbürokratische Einbeziehung von qualifizierten Eltern bei Problemlösungen vor Ort zu ermöglichen,

4. die Bildungs- und Prüfungsinhalte für das laufende Schuljahr anzupassen,

5. die Lernunterstützung landesweit zu verstärken, insb. für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf und mit Problemen beim Lernen,

6. das soziale Miteinander durch Wechselmodelle und regelmäßige Kontakte in den Mittelpunkt zu stellen,

7. die technischen, personellen und rechtlichen Möglichkeiten für verpflichtende Videokonferenzen zu schaffen,

8. die längst laufende Digitalisierung von unten durch finanzielle Pauschalen für Eltern und Lehrer*innen zu unterstützen,

9. Rechtssicherheit beim Datenschutz herzustellen,

10. die Arbeitsbelastung der Pädagog*innen zu senken und anzuerkennen.

Kontakt
Michaela Skott
freie Pressereferentin
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