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Keine Experimente!  Lehrkräfte und Schüler:innen sind keine Versuchskaninchen

In der kommenden Woche, beginnend mit dem 24. Februar, werden in ersten Landkreisen und kreisfreien Städten die Schulen wieder schrittweise für den Präsenzunterricht geöffnet. Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW M-V) gibt die aktuelle Infektionslage unter der Einbeziehung der geplanten Maßnahmen nicht ausreichend Grund zu größerem Optimismus: „Grundsätzlich begrüßen wir, dass dort, wo es das Infektionsgeschehen zulässt, endlich wieder Präsenzunterricht angeboten werden soll. Doch es darf keine Experimente auf dem Rücken des pädagogischen und unterstützenden Personals in den Schulen geben. Das Land geht mit seinem Stufenplan von anderen Inzidenzen aus als das Robert-Koch-Institut und das wundert uns schon sehr. Unsere Kolleginnen und Kollegen und die Schüler:innen sind keine Versuchskaninchen!“, sagt der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm.

Symbolfoto (GEW)

„Die jetzige Stufenregelung, bei der z.B. bei einer Inzidenz von über 150 Präsenzunterricht für Abschlussklassen in allgemein- und berufsbildenden Schulen in ganzer Klassenstärke möglich sein soll, halten wir für fahrlässig. Wir wissen auch, dass es in einer Situation wie dieser, nicht die eine, die goldene, Lösung gibt. Doch jetzt muss es nach wie vor darum gehen, die richtige Balance zwischen Bildung durch Präsenzunterricht auf der einen und Gesundheitsschutz auf der anderen Seite zu finden.“

Die GEW M-V schlägt deshalb einen Wiedereinstieg in die Präsenz mit Wechselunterricht zunächst für die Klassen 1 bis 6 und die Abschlussklassen mit einem fokussierten Lernplan vor, es sei denn, die Inzidenzzahlen einer Region bewegen sich dauerhaft stabil deutlich unter 35. Dann wären auch schnellere Schritte für ältere Schüler:innen der Klassen 7 bis 9 möglich und auch notwendig. Deren Situation wird zuletzt aus Sicht der GEW zu wenig thematisiert. „So hätten die Schüler:innen endlich wieder mehr sozialen Kontakt und könnten unterstützt und mit Austausch und Begleitung in der Schule lernen. Gleichzeitig sinkt dadurch die Arbeitsbelastung für Lehrkräfte, die nicht mehr Distanzlernen und Präsenzlernen miteinander vereinbaren müssen. Ziel sollte sein, auch bei niedrigen Inzidenzzahlen die Gruppengrößen in allen Schularten noch für einige Zeit kleiner zu halten, um die Einhaltung der AHA-Regeln zu ermöglichen und auch den Schülerverkehr zu entzerren. So könnte bei einer unklaren Gefährdungslage durch Mutationen trotzdem Gesundheitsschutz und Bildung vereinbart werden“, erläutert Maik Walm.

Regelmäßige Testmöglichkeiten für Beschäftigte wie auch für Schülerinnen und Schüler können zusätzliche Sicherheit bringen. Dabei müssen die Testabläufe gut organisiert und nicht den Lehrkräften angelastet werden. Für das pädagogische Personal erneuert die GEW M-V ihrer Forderung nach einer priorisierten Impfung für Pädagog*innen. Gleichzeitig darf das Land seine Anstrengungen in der Digitalisierung nicht vernachlässigen. „Wir brauchen Endgeräte und die passende Infrastruktur für alle Lehrkräfte genauso wie für alle Schülerinnen und Schüler. Die Pädagog:innen müssen in ihrer Lehrtätigkeit auch im digitalen Raum geschützt werden und dürfen nicht persönlich für Datenschutzversäumnisse haftbar gemacht werden. Es müssen dazu im Wege der Mitbestimmung Vereinbarungen getroffen werden, wie die Digitalisierung der Bildung auch mit Blick auf die Wahrung der Privatsphäre und die Entgrenzung von Arbeitszeit von Lehrkräften umgesetzt werden kann.“

Abschließend macht der GEW-Vorsitzende deutlich: „Für die GEW hat das Land durch die geltenden Regelungen nach wie vor Mehrarbeit ohne Ausgleich angeordnet, da Lernen in Präsenz und Distanz zeitgleich realisiert und Eltern nachvollziehbar rund um die Uhr Rückfragen haben. Wir fordern die sofortige Einrichtung von Lebensarbeitszeitkonten, auf die rückwirkend ab Januar 2021 Stundenpauschalen für diese Mehrarbeit eingebucht werden.“

Vorschlägen, das Schuljahr zu verlängern oder Samstagsunterricht einzuführen, erteilt die Gewerkschaft wegen der bereits geleisteten Mehrarbeit durch die Lehrkräfte und auch der Belastung für die Schüler:innen während der Lockdown-Phasen eine klare Absage.

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