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GEW M-V: Gesundheitsschutz und Recht auf Bildung in Einklang bringen 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW M-V) äußert sich zu den heute bekannt gewordenen Plänen zur Eindämmung der Pandemie. „Dass die Kitas und Schulen trotz der steigenden Infektionszahlen offen gehalten werden sollen, ist wichtig! Gerade in dieser Zeit kommt es darauf an, einerseits gute Bildung möglich zu machen und andererseits auch Kinder und Jugendliche zu schützen. Die Zunahme häuslicher Gewalt, die seelische Belastung und die sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und damit verbunden auch die sehr unterschiedlichen Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler sind Lehren aus dem Lockdown des Frühjahrs, die wir nicht einfach so ignorieren dürfen. Es darf keine Generation Corona geben!“, erklären die beiden GEW-Landesvorsitzenden Annett Lindner und Maik Walm.

Symbolfoto/GEW

Doch gleichzeitig, so betont Maik Walm, müsse das Land seine Anstrengungen spätestens jetzt deutlich verstärken, das Recht auf Bildung und den Gesundheitsschutz der Pädagog*innen sowie der Schülerinnen und Schüler unter „einen Hut“ zu bringen. „Wer Präsenzunterricht ermöglichen will, muss dafür die Voraussetzungen schaffen. Das ist bisher nicht der Fall. Es steht zu befürchten, dass wir neben den Corona-Infektionen eine größere Krankheitswelle erhalten, allein deshalb, weil zahlreiche Kolleginnen und Kollegen durch die Belastungen dieses Jahres am Limit arbeiten. Das Land muss jetzt pädagogisch nicht unbedingt notwendige Aufgaben streichen. Dann - und nur dann - können auch die zusätzlichen Anforderungen, wie Aufsichten, Fiebermessen, Dokumentationen, Vorbereitung digitaler Lerninhalte und vieles mehr überhaupt umgesetzt werden.“ 
Das Versuchsprojekt des Bildungsministeriums zum Fiebermessen an Schulen, begrüßt die GEW jedoch grundsätzlich: „Wir alle haben keine Blaupause für diese Situation. Es ist ein Versuch. Wenn dieser sich als hilfreich zur Eindämmung und praktikabel in der Umsetzung erweist – umso besser. Gleiches wünschen wir uns beispielsweise auch für die Nutzung von Luftfilteranlagen. Bayern, NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz fördern die Anschaffung bereits in Einzelfällen. Warum geht nicht auch Mecklenburg-Vorpommern hier mutig voran? Nicht in allen Schulen ist das Lüften überhaupt möglich und ob es während der Winterzeit zumutbar ist, bleibt dahingestellt“, sagt Maik Walm.

Die Bildungsgewerkschaft will erreichen, dass das Land die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz an den Schulen für die Beschäftigten und die Schülerinnen und Schüler gleichermaßen verstärkt: „Wir weisen erneut ausdrücklich darauf hin, dass das Land als Dienstherr für die Pädagog*innen eine besondere Fürsorgepflicht hat und fordern, dass endlich landesweit einheitlich Masken, auf Wunsch auch solche, die dem Eigenschutz dienen, zur Verfügung gestellt werden. Dieses Geschacher zwischen Land und den Kommunen und Landkreisen als Schulträgern ist unwürdig und muss aufhören!“ 

Wenn Klassen, Jahrgänge oder Schulen aufgrund von Quarantäneanordnungen geschlossen werden müssen, erklärt der Gewerkschafter weiter, sei es noch immer Glückssache, ob die jeweilige Schule eine digitale Beschulung leisten könne: „Es fehlt an der notwendigen Infrastruktur, wie einer schnellen Internetverbindung oder ausreichend Hardware. Noch immer haben nicht alle Lehrkräfte eine Dienstmailadresse, geschweige denn Dienstgeräte. Auch die Schülerinnen und Schüler sind noch nicht ausgerüstet. Es muss schon jetzt geklärt werden, wie mit den zwangsläufig entstehenden Lücken mit Blick auf die Schulabschlüsse oder Versetzungsentscheidungen umgegangen werden soll.“

Abschließend resümiert Maik Walm: „Das Land läuft nach wie vor der aktuellen Entwicklung hinterher. Berechtigterweise müssen wir fragen, was in den vergangenen sechs Monaten passiert ist.“

Ähnliche Probleme sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern auch bei den Kitas im Land. Dazu erklärt Annett Lindner: „Wir haben einer sehr differenzierte Trägerlandschaft. Es gibt kein einheitliches Lagebild aus den Kitas und Horten des Landes. Gleichwohl hören wir von unseren Kolleginnen und Kollegen in den Einrichtungen, dass die Unsicherheit steigt. Sie arbeiten ohne Abstand und Schutz mit den Kindern. Die Infektionsfälle in den Einrichtungen nehmen zu. Vor allem die Erzieher*innen, denen ein individuelles Risiko bescheinigt wurde, sind mehr denn je dem guten Willen des jeweiligen Trägers ausgesetzt, der eigentlich verpflichtet ist, seiner Fürsorgepflicht nachzukommen und Maßnahmen zu ihrem Gesundheitsschutz umzusetzen. Wir erhalten zurzeit vermehrt die Rückmeldung, dass das nicht in allen Einrichtungen gut gelingt. Wir alle wollen, dass die Kinder weiterhin die Kitas besuchen können. Wir sollten uns aber auch klar machen, dass die Personaldecke überall sehr dünn ist. Das liegt an dem noch immer fehlenden auskömmlichen Mindestpersonalschlüssel. Bei einer größeren Krankheitswelle im Personal werden Kitas und Horte ob mit oder ohne Corona im Zweifel schließen“, stellt Annett Lindner klar.

Die Gewerkschafterin fordert daher das Land auf, endlich einen landesweit einheitlichen Mindestpersonalschlüssel jeweils für Krippe, Kita und Hort festzulegen.

 

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