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Pressekonferenz

GEW MV: Bildung ermöglichen - Bildungserfolg sichern

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) veröffentlicht heute ein Positionspapier zu den Herausforderungen, die durch den hohen Zuwachs an Kindern und Jugendlichen für die Bildung im Land entstehen: „Wir sind in großer Sorge um den Bildungserfolg für alle Kinder und Jugendlichen, wie auch die Gesundheit der Bildungsbeschäftigten in MV“, erklären die beiden Gewerkschaftsvorsitzenden Annett Lindner und Nico Leschinski.

Pressekonferenz bei der GEW MV

Nach jüngsten Angaben des Innenministeriums halten sich etwa 17.000 Ukrainer*innen in Mecklenburg-Vorpommern auf. Genaue Zahlen darüber, wie viele Kinder und Jugendliche darunter sind, kann das Land bisher nicht zur Verfügung stellen. „Dass es keine ausreichende Zahlenbasis gibt, beschreibt ein grundsätzliches Problem, das nicht erstmals mit dem Krieg in der Ukraine auftritt“, sagt Nico Leschinski und verweist auf die Unklarheiten zu den Zahlen innerhalb der Corona-Pandemie, auf die die GEW MV ebenfalls mehrfach hingewiesen hatte. 

 

„So wissen wir zwar, dass aktuell rund 2.000 Schüler*innen an den Schulen im Land angemeldet sind, wie viele Kinder und Jugendliche jedoch aktuell tatsächlich einen Bildungsanspruch in Kitas, Horten haben bzw. der Schulpflicht in den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen unterliegen, darüber ist nichts bekannt. Trotzdem versichert uns das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung nachdrücklich, dass alles geregelt sei. Dies ist, unserer Erkenntnis nach, jedoch nicht der Fall“, führt Nico Leschinski aus.

 

„Für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe stellen wir fest, dass die Betreuung der geflüchteten Kinder erst langsam an Fahrt aufnimmt. Es gibt für Kitaplätze im ländlichen Bereich vereinzelt Anfragen, mehr in den städtischen Regionen. Proportional zu den steigenden Schüler*innenzahlen mehren sich auch Anfragen für die Horte. Gleichwohl haben die Kolleg*innen in den Einrichtungen große Sorge, vor dem, was auf sie zukommt. Zumeist haben die Kitas lange Wartelisten. In den vergangenen zwei Jahren konnte vieles an individueller Förderung nicht geleistet werden. Wir sind mehr eine Aufbewahrung als eine Bildungsstätte, sagen mir Kolleg*innen, und dass sie noch nie so erschöpft gewesen seien wie zurzeit“, erklärt Annett Lindner. Die beiden GEW-Fachreferent*innen für den Bereich der Jugendhilfe waren in den vergangenen zwei Wochen in 75 Einrichtungen auf Kita-Tour. Was sie berichten, ist ernüchternd. Systembedingt fehlt es an allem: An Personal, an Kraft, wie auch an Platz. Schon heute fehlen u.a. Sprachmittler*innen für den Umgang mit anderssprachigen Eltern/Betreuenden. „Berechtigterweise fragen sich die Erzieher*innen, wie sie nun noch die Krise stemmen sollen. Sie – und auch wir – sind überzeugt, dass dies erneut zu Lasten aller gehen wird, wenn nicht das Land hier massiv Geld in die Hand nimmt und auch in Bezug auf die fehlenden Fachkräfte ohne jede weitere Verzögerung das Problem anerkennt, benennt und nach alternativen Lösungsansätzen sucht“, sagt Annett Lindner und fordert vom Land eine massive Unterstützung der Träger der Kinder- und Jugendhilfe. 

 

Hilferufe erreichten die GEW MV bereits aus den Schulen. „Dabei stellen wir fest, dass es ein starkes Gefälle zwischen den Städten und ländlichen Regionen gibt. Längst nicht überall sind bereits ukrainische Kinder und Jugendliche in den Schulen. 

 

Die Hilferufe beziehen sich auf fehlendes Personal, fehlende Stundenzuweisungen u.a. für DaZ, die Überschreitung von Kapazitätsgrenzen, fehlende Regelungen zur Ermöglichung des bereits eingeschlagenen Bildungsweges, veraltete Hinweise auf den Ministeriumsseiten und auch die mangelnde Kommunikation mit den Pädagog*innen. Positiv wahrgenommen wird der bekundete Wille des Landes, keine Kosten zu scheuen, um die Bildung für geflüchtete Kinder und Jugendliche zu ermöglichen. Gleichzeitig stellen viele unserer Kolleg*innen die Frage nach der Gerechtigkeit gegenüber anderen Geflüchteten, die diese Hilfen und Unterstützung bisher nicht erhalten. Ebenso wird deutlich, dass die Überschreitung der Ressourcen dazu führt, dass nach der Pandemie nun einmal mehr bereits festgestellte Förderbedarfe bei Kindern und Jugendlichen auf der Strecke bleiben. Auch die zunehmend entstehenden großen Klassen führen zu Stress und noch mehr Druck. Der Berg der Aufgaben ist groß. Bisher hat das Bildungsministerium leider davon abgesehen, die Bildungsbeschäftigten systematisch zu befragen, sich Erfahrungen zunutze zu machen und davon für anstehende Lösungsprozesse zu profitieren“, sagt Nico Leschinski.
 

Der Gewerkschafter verweist auf die bisher ablehnende Haltung des Landes, einen „Ukraine-Gipfel“ einzuberufen. „Unser aller Auftrag ist es Bildung zu ermöglichen und Bildungserfolge zu sichern. Nach unserer Lesart beginnt die Bildung bereits in der Kita. Deshalb sind wir mit unseren Vorstandsbereichen in Klausur gegangen, haben Probleme identifiziert und Lösungsvorschläge entwickelt. Dies alles ist in unser heute vorzustellendes Positionspapier eingeflossen und wird regelmäßig aktualisiert. In Anerkennung der Situation wird klar, dass das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung dringend unserer Bitte nach einem möglichst breiten Austausch mit allen an Bildung Beteiligten, darunter Pädagog*innen, Kita- und Schulträger, Integrationsfachdienste etc., folgen sollte, wir erneuern daher unsere Forderung“, schließen die beiden GEW-Landesvorsitzenden. 

 

V.i.S.d.P. Annett Lindner und Nico Leschinski

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