Ganztag stärken - Mehr Bildungsqualität in der Kindertagesförderung
Die Veröffentlichung der Bertelsmann-Stiftung zur Fachkräftequote in den Kitas im Land in dieser Woche nimmt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) zum Anlass auf ein weiteres wichtiges Thema in der Kindertagesförderung hinzuweisen: Zum Schuljahr 26/27 tritt schrittweise das Recht auf eine Ganztagsbildung- und betreuung in Kraft.
Vor diesem Hintergrund hatte sich im vergangenen Jahr der "Runde Tisch Ganztag" auf die Landtagsinitiative der Grünen in Zusammenarbeit mit der GEW gegründet. Mit diesem Rechtsanspruch, der schrittweise in Kraft tritt, gehen für Land und Kommunen große Herausforderungen einher. Die Bildungsgewerkschaft hatte sich in die Diskussion vor allem mit der Perspektive einer qualitativ hochwertigen Bildung und engen Verzahnung von Schule und Hort in die Arbeitsgruppen eingebracht. Ziel sollte sein, eine an dem Wohl der Kinder orientierte Bildung, Förderung und Begleitung zu ermöglichen: "Leider scheint es, dass unsere Auffassung eines hochwertigen Ganztages deutlich von der des Landes und an vielen Stellen auch denen der Trägern abweicht. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass es um ein - Weiter so, aber mit mehr Kindern - geht" sagt die stellv. GEW-Landesvorsitzende Ulrike von Malottki. Dabei hatte es in den Diskussionen auf den Fachebenen viele Schnittmengen gegeben. Jedoch seien zwei Gründe, die angeblich fehlenden Fachkräfte und die schwierige Haushaltslage, immer wieder als Problem in der Umsetzung identifiziert worden. "Dabei sehen wir gerade angesichts der sinkenden Geburtenrate die Möglichkeit frei werdendes Personal anders einzusetzen und kleinere Gruppen zu ermöglichen", sagt Ulrike von Malottki. "Hier müssen wir dringend miteinander im Gespräch bleiben und am besten den Runden Tisch unter pädagogischen Gesichtspunkten weiterführen."
Hinsichtlich der Fachkräfte sorgt man sich in der GEW aktuell vor allem um die Gruppe der so genannten ENZ-Erzieher:innen (Erzieher von Null bis Zehn), die keinen Fachschulabschluss erwerben und damit auf dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) lediglich die Stufe 4 erreichen. Mit dieser Ausbildung geht MV einen Sonderweg, den man aufgrund des Fachkräftemangels und einer verfehlten Ausbildungsentwicklungsplanung entwickelt hatte. Die GEW MV hatte diesen Schritt stets kritisiert, da entsprechend wissenschaftlicher Standards und auch im europäischen Vergleich mindestens ein Fachschulabschluss/Studium auf dem DQR6 für eine qualitativ hochwertige Bildung notwendig ist. "Wir befürchten nun, dass im Rahmen der anstehenden Verhandlungen zum TVÖD, diese Kolleg:innen angesichts knapper Kassen finanziell schlechter gestellt werden könnten. Außerdem können Sie nicht dort eingesetzt werden, wo ältere Kinder und Jugendliche betreut werden, es aber viele offene Stellen gibt. Gleichzeitig fehlt es an ausreichenden Qualifizierungsmöglichkeiten hin zu dem Standard des DQR6 für diese Kräfte. Hier muss das Land nachbessern, um die hohe Fachkräftequote nicht nur rechnerisch, sondern auch inhaltlich zu erreichen", erklärt die Gewerkschafterin.
19059 Schwerin