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Arbeitsbelastung macht Bildungsbeschäftigte krank – GEW MV fordert Entlastung

14.12.2021/Schwerin: Die BARMER -Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern- hat heute gemeinsam mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) ihren „BARMER Gesundheitsreport 2021 – Berufsatlas“ in der Landespressekonferenz vorgestellt. Im Fokus der Berichterstattung der Krankenkasse steht in diesem Jahr die Gesundheit von Erzieher*innen und Lehrkräften im Corona-Jahr 2020.

 

„Alle Bildungsbeschäftigten im Land standen und stehen aufgrund der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen – persönlich, wie auch bildungspolitisch. Im Durchschnitt aller Berufsgruppen im Land scheinen, so legen es die Daten des BARMER Gesundheitsreports nahe, Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und Lehrkräfte gesundheitlich mehr belastet. Das ist eine bedrückende, aber keine ganz neue Nachricht“, erklärt die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner.
Entsprechend des Reports sind Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen um 23 Prozent häufiger krankgeschrieben und haben um 39 Prozent längere Fehlzeiten. Bei Lehrkräften sind zehn Prozent längere Fehlzeiten zu verzeichnen.

„Besorgniserregend sind aus gewerkschaftlicher Sicht die Diagnosen, die dabei am häufigsten gestellt werden: Psychische Belastung und Muskel-Skelett-Erkrankungen rangieren bei den Diagnosen ganz oben. Dies ist aus unserer Sicht unmittelbar auf die Arbeitsbedingungen zurückzuführen. Viele der Kolleginnen und Kollegen in den Kitas und Schulen waren auch vor Corona durch die Arbeitsfülle stark belastet. Die tägliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist eine große Herausforderung, bei denen die Arbeitgeber*innen eine hohe Mitverantwortung für den Schutz ihrer Beschäftigten tragen. Aus unserer Sicht nehmen sie diese Pflicht oftmals nicht ausreichend war.“ Dabei sei es nicht so, dass es keine Angebote gebe. Das betriebliche Eingliederungsmanagement ist gesetzlich verankert und wird von Langzeiterkrankten oft in Anspruch genommen. Das Land bietet für die in Schulen Beschäftigten beispielsweise die Betriebliche Gesundheitsförderung an. „Doch, wer schon hoch belastet ist, kann das nicht mehr in Anspruch nehmen, die Arbeitsbelastung muss sinken!“

Für die Lehrkräfte braucht es dringend Verbesserungen, macht Annett Lindner deutlich: „Weniger Unterrichtsverpflichtung, flexible Lebensarbeitszeitmodelle, Belastungsspitzen ausgleichen, zusätzliche Tätigkeiten durch Abminderungsstunden abgelten“, benennt sie die Maßnahmen. „Erste Schritte wurden in der vergangenen Legislatur auf Druck der Gewerkschaften und des Schulbündnisses mit dem 200-Mio-Paket bereits gegangen, darin eine Stundenentlastung für ältere Lehrkräfte. Doch weitere Schritte müssen jetzt im Rahmen des Bildungspaktes „Gute Schule“ folgen, wie etwa die Senkung der Arbeitsbelastung durch eine Reduzierung der Pflichtstunden, der Abbau der Aufgaben neben dem Unterricht, die Einführung attraktiver Mehrarbeitsregelungen bspw. durch freiwillige langfristige Arbeitszeitkonten, die Entlastung von Schulleitungen, die Ausreichung von Beförderungsstellen oder die Einführung von Zulagensystemen und der Aus- und Aufbau multiprofessioneller Teams“, erklärt die GEW-Landesvorsitzende.

Auch für die Kitas in MV fordert die GEW MV Verbesserungen, wie deutlich kleinere Gruppen in Krippen (1:4), Kitas (1:8) und Horten (1:12). „Erzieher*innen brauchen mehr Zeit für die mittelbare pädagogische Arbeit. Das gelingt durch kleinere Gruppen einerseits und durch einen auskömmlich finanzierten, landesweit einheitlichen Personalschlüssel. Dieser ist im Koalitionsvertrag festgehalten und soll kommen. Wir als GEW werden uns dafür einsetzen, dass er nicht zum geringsten gemeinsamen Nenner eingeführt wird“, betont die Gewerkschafterin.

Zu den besonderen Belastungen durch die Pandemie stellt die GEW MV fest: „Erzieher*innen und Lehrkräfte sind 2020 häufiger von einer Covid-Diagnose betroffen gewesen als andere Berufsgruppen. Uns wundert das nicht. Vor allem Erzieher*innen haben bis zur Bereitstellung der Impfungen nahezu ohne jeglichen Schutz, wie Abstand und Maske, gearbeitet. Beide Berufsgruppen haben täglich Kontakt zu zahlreichen verschiedenen Haushalten. Das ist auch jetzt noch so. Und auch sie haben Familien, um die sie sich Sorgen. Die Angst davor Kinder oder zu pflegende Angehörige anzustecken, ist groß. Gerade deshalb muss das Land alles erdenklich Mögliche tun, um Bildungseinrichtungen zu schützen!“ Gleichzeitig ruft die Gewerkschaft zu Solidarität mit den Kindern und Jugendlichen, aber auch Erzieher*innen und Lehrkräften auf: „Wir alle tragen gegenüber den Heranwachsenden eine große Verantwortung. Wir wollen ihnen den regelmäßigen Besuch ihrer Einrichtungen ermöglichen. Dafür müssen die Erwachsenen zusammenarbeiten.“ Darüber, dass die Pandemie die bestehenden Probleme im Bildungssystem wie ein Brennglas deutlich aufgezeigt hat, sind sich alle Beteiligten mittlerweile einig: „Dennoch gibt es Probleme in der Bildung, die diese Pandemie zusätzlich hervorgebracht hat. Einschränkungen der physischen Gesundheit zählen genauso dazu wie die psycho-sozialen Schäden bei Kindern und Jugendlichen, gerade auch bei denen, die stärker Unterstützung benötigen und aus weniger gut aufgestellten Familien kommen. Lernstoff wurde versäumt, viele haben Probleme wieder Anschluss zu finden. Es wird vermutlich Jahre dauern, diese Folgen aufzuarbeiten. Dafür brauchen wir zusätzliche Mittel im System – notfalls auch durch eine Kreditaufnahme!“ schließt die Gewerkschafterin.



V.i.S.d.P. : Annett Lindner/Maik Walm

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Mecklenburg-Vorpommern

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