Bildungswende jetzt!
Wir müssen JETZT in die Zukunft investieren!
+++ Bildungswende Jetzt +++ Demo +++ 1.6.24 +++ 12 Uhr +++ Kröpeliner Tor +++ Die „Bildungswende Jetzt“ ist ein Bündnis für eine gute, gerechte und zukunftsfähige Bildung. Sie wird deutschlandweit von über 190 Bildungsorganisationen, Eltern, SchülerInnen, LehrerInnen, ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen und zusätzlich vielen Menschen mehr getragen, die selbst nicht im Bildungssektor sind, aber sich zum Ziel gesetzt haben, unser Bildungssystem zu verbessern. Ich berichte heute als Aktive in dieser Bewegung. Als Mutter, Lehrerin und aktive Gewerkschafterin berührt mich das Thema Bildung maximal.
Rostock: „Bildungswende Jetzt“ ist das erste Mal im September 2023 in Rostock in Erscheinung getreten. Ein kleines Dreierteam, bestehend aus Kristin Wiblitz (Studentin und Mitglied des Allgemeinen Studierendenausschusses - AStA), Hannes Nehls (Lehrer und ehrenamtlicher Gewerkschafter) und mir, bereitete über einige Wochen den Bildungsprotesttag in Form einer Demo hier in Rostock vor. Ungefähr 300 Menschen kamen, um sich Gehör zu verschaffen. Deutschlandweit waren es 20.000.
Unser Bildungsbereich hat ein Problem!
Aktuell verlassen 12,2 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss. Jeder 8. Damit steht Deutschland an viertletzter Stelle der europäischen Länder. Gleichzeitig, auch noch als Auswirkung der Corona-Zeit, werden Basisstandards wie Lesen und Schreiben nicht erreicht. Studien wie die Pisa Studie 23 oder der IQB-Bildungstrend (KMK: Bildungsstand von Fünfzehnjährigen wird überprüft) zeigen eindeutig sinkende Erfolge in der Kompetenzentwicklung. Überall, wo ausgebildete Lehrkräfte fehlen, haben wir schlechteren Unterricht zu erwarten und damit einen geringeren Bildungserfolg der Kinder. Es braucht mehr qualifizierte Lehrkräfte oder Menschen, die sich während des Berufes qualifizieren. Es müssen endlich mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden. Auch das Lehramtsstudium muss endlich reformiert und praxisnäher gestaltet werden. Hier passiert aber viel zu wenig.
Der Hauptgrund ist mangelndes Geld.
Lehrermangel und Unterrichtsausfall hängen zusammen und bilden gemeinsam eine Abwärtsspirale: Uns fehlen Lehrkräfte. Die immer weniger werdenden Kolleginnen und Kollegen müssen die Arbeit der anderen miterledigen, werden dadurch häufiger und länger krank, gehen aus Selbstschutz viel häufiger in Teilzeit oder früher in Rente. Vertretungen können nicht gewährleistet werden. Bei Eltern und Kindern kommt das als Unterrichtsausfall an. Aus meinem Freundeskreis weiß ich, dass an mehreren Rostocker Schulen Unterricht im großen Stil ausfällt. Kinder müssen regelmäßig erst zur zweiten Stunde kommen, manchmal sogar erst zur vierten, weil ausfallender Unterricht nicht vertreten wird/werden kann. Teilweise fielen im letzten Jahr über Monate etwa der Mathematik- und der Geographie-Unterricht aus. Und dabei muss man immer bedenken, dass wir hier in Rostock noch am besten mit Nachwuchs im Lehrerberuf ausgestattet sind. Je ländlicher die Schulen liegen, desto gravierender ist das Problem. Hier braucht es kluge Lösungen, um Lehrkräfte zu entlasten und den Beruf attraktiver zu machen. Und dafür wiederum mehr finanzielle Mittel. Etwa um kleinere Klassen und gut ausgestattete Schulen und darüber eine bessere Bildung zu ermöglichen.
Bildung ist nicht nur Schule
Zusätzlich dürfen wir bei Bildung nicht nur an die Schule denken. Ihr vorgelagert und genauso wichtig ist die frühkindliche Bildung der Kinder in den Kindertagesstätten. Auch hier braucht es dringend Verbesserungen. Die Erzieherinnen und Erzieher fordern deshalb schon lange einen einheitlichen Mindestpersonalschlüssel und endlich kleinere Gruppen. Nur so können die Grundlagen für eine gute Bildung durch Sprachbildung und soziale Kompetenzen gefördert werden. Auch das kostet Geld.
Aus diesem Grund wendet sich das Bündnis an die Bundesregierung und fordert unter anderem ein Sondervermögen für Bildung von einhundert Milliarden Euro und eine anschließende Steigerung der jährlichen Investitionen in Bildung auf zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das Sondervermögen soll zunächst eine Anschubfinanzierung sein und die Kosten für die Lücken decken, die in den letzten zwanzig Jahren durch Unterfinanzierung entstanden sind. Allein an den deutschen Schulen gibt es einen Sanierungsstau, den die KfW auf 45 Milliarden Euro schätzt. Bei den Kitas sind es zusätzliche zehn Milliarden. Wir wollen, dass die Regierung Bildung endlich zur Chefsache macht. Deshalb wollen wir einen echten Bildungsgipfel mit Olaf Scholz und ein Gespräch auf Augenhöhe, zwischen RegierungsvertreterInnen, Eltern, SchülerInnen, LehrerInnen und ErzieherInnen.
Denn Fakt ist:
Deutschland steckt in einer Bildungskrise.
Das gilt auch für die Universitäten und Hochschulen. Obwohl sie wichtige Forschung leisten und Fachkräfte von morgen ausbilden, sind sie stark unterfinanziert, und viele Dozenten arbeiten unter prekären Bedingungen. Wir brauchen jetzt eine breite gesellschaftliche Bewegung, die entscheidende Veränderungen und mehr Geld für die Bildung fordert. ErzieherInnen, LehrerInnen und DozentInnen wollen ihre Arbeit gut machen und dabei gesund bleiben. Sie wollen raus aus dem Mangelsystem. Dafür brauchen sie mehr Unterstützung. Auf Landes- und Bundesebene. Sie brauchen mehr Ressourcen und mehr Zeit, um ihre Arbeit gut zu machen.
Aus all dem leiten sich die vier Hauptforderungen des Bündnisses ab:
- 1.Wir wollen Schule und Kita zukunftsfähig machen.
- 2.Es muss eine Ausbildungsoffensive für LehrerInnen und ErzieherInnen geben.
- 3.Es braucht ein 100 Mrd. € Sondervermögen Bildung und eine langfristig ausreichende Finanzierung. Die Bundesregierung hat sich selbst das Ziel von 10 % des BIPs gesetzt. Sie muss es nur einhalten.
- 4.Es braucht einen echten BILDUNGSGIPFEL auf Augenhöhe.
Damit die politischen Entscheidungsträger zuhören, braucht es Menschen, die auf die Straße gehen und zeigen, wie wichtig dieses Thema für unsere Gesellschaft ist. Daher mein Appell an alle RostockerInnen: Seid beim nächsten Bildungsprotesttag am 1.6.2024 auf dem Doberaner Platz dabei! Bringt eure Familien mit und verschafft euch Gehör. Gemeinsam können wir ein Zeichen setzen.
Ulrike von Malottki (Vorstandsbereich Angestellten- und Beamtenpolitik)