Zum Inhalt springen

Von 90 Lebensjahren 70 Jahre Mitglied in der Gewerkschaft

Aus Anlass seines 90. Geburtstages gratulierte der GEW-Regionalvorstand Güstrow Karl Heinz Stuhr. Im letzten Jahr konnten wir ihm die Urkunde für 70 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft überreichen.

Karl Heinz Stuhr berichtet aus seinem Leben (Foto: privat)

Wir freuten uns, dass uns Karl Heinz geistig und körperlich fit in seiner Güstrower Wohnung zusammen mit seiner Frau herzlich empfing. Dabei kamen wir ins Plaudern und Karl Heinz berichtete aus seinem bewegten Leben:

„Vor 90 Jahren wurde ich am 19.08. 1928 in Rostock geboren. Mit 14 Jahren erlebte ich einen viertägigen Bombenangriff auf Rostock. Zu der Zeit wohnte ich in der Friedrich- Franz- Straße, heute August Bebel Straße. Zuerst fielen Sprengbomben auf die Häuser, dann Brandbomben.

Da sie auch mein Wohnhaus zerstörten, zog meine Familie nach Altheide bei Ribnitz. Im Herbst fuhr ich mit dem Zug nach Rostock in die „Schule bei den 7 Linden“. Anschließend besuchte ich die Schule am Goetheplatz. Mit 16 Jahren wurde ich als Flakhelfer eingezogen.

Nach Kriegsende kehrte ich zu meiner Familie nach Altheide zurück und besuchte ab dem 1. September die 4 km entfernte Schule in Ribnitz, zu der ich täglich zu Fuß lief. Da ich durch die Kriegswirren die 10. Klasse nicht beenden konnte, musste ich sie noch einmal durchlaufen. Zum Schluss besuchte ich die Große Stadtschule am Rosengarten.

Mein Onkel hatte in Güstrow eine Feilhauerei, in der auch mein Großvater arbeitete. Dort wurde ich als Feilhauer ausgebildet, legte 1949 meine Gesellenprüfung ab und qualifizierte mich anschließend zum Meister. Onkel und Großvater verstarben und ich führte den Betrieb allein weiter. Koks für das Erhitzen der Stahlfeilen zu bekommen, gestaltete sich immer schwieriger.

Da Neulehrer (heute Seiteneinsteiger) für Werken gesucht wurden, bewarb ich mich und begann im Februar 1957 meinen Schuldienst an der Mittelschule in der Hafenstraße. Neben dem Unterricht absolvierte ich am Pädagogischen Institut in Güstrow bis 1959 ein Fernstudium. Der Polytechnik-Unterricht an den Schulen wurde vorbereitet. Deswegen begann ich 1959 ein Fernstudium an der Universität Leipzig. Im Jahr 1962 begann ich mit dem „Polytechnischen Unterricht“ in der Güstrower Nordstadt. Eine Baracke in der Rostocker Straße bot sich für den Unterricht in ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und TZ (Technisches Zeichnen) an. Hinzu kam dann noch PA (Produktive Arbeit), die in allen Güstrower Betrieben stattfand.

Natürlich war ich wie fast alle Lehrer*innen im FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund), als Lehrer speziell in der Lehrergewerkschaft „Unterricht und Erziehung“. Im Schuljahr 1975/76 wurde ich als Vorsitzender dieser Gewerkschaft für den Kreis Güstrow vorgeschlagen. Das Amt bekleidete ich hauptberuflich bis zum Jahr 1990.“

Wir sind stolz auf ein so langjähriges Mitglied der heutigen Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“, das bis ins hohe Alter Anteil am gesellschaftlichen Leben nimmt und Interesse für die Schulentwicklung zeigt.

Karl Heinz Stuhr wünschen wir weiterhin Lebensfreude, Gesundheit und viel Glück im Kreise der Familie.

GEW-Regionalvorstand Güstrow