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Auf dem Weg zu modernen beruflichen Bildungszentren

Am 26. Oktober 2019 veranstalteten der Vorstandsbereich Berufliche Bildung und die Landesfachgruppe Berufliche Bildung den 1. GEW-Berufsschullerer*innentag „Auf dem Weg zu modernen beruflichen Bildungszentren“ am Regionalen Beruflichen Bildungszentrum Müritz in Waren. Gut 40 Kolleg*innen haben teilgenommen.

Nach den Grußworten des Landesvorsitzenden der GEW Maik Walm, der Schulleiterin des RBB Birgit Köpnick und des stellv. Vorsitzenden des DGB Nord Ingo Schlüter, nahm Bildungsministerin Bettina Martin zur derzeitigen Situation in der Beruflichen Bildung Stellung und erkannte die besonderen Herausforderungen, die an die Berufliche Bildung gestellt werden, an.

Das Ziel des Fachtages war es, Konsequenzen aus den Problemen und Herausforderungen abzuleiten. Die berufliche Bildung in M-V steht vor gewaltigen Herausforderungen bzw. ist schon mittendrin. Zu beachten ist hierbei die besondere Struktur der Beruflichen Bildung - duales Bildungssystem, Bildung von RBB, Beschulung von Mischklassen, gemeinsame Beschulung affiner Berufe, jahrgangsübergreifende Beschulung, große Heterogenität in den Klassen. Diese Situation wird sich durch weitere Reformaufgaben wie zum Beispiel Inklusion, Migration, Digitalisierung noch weiter verschärfen.

Dr. Frank Mußmann von der Universität Göttingen stellte die Metastudie „Studien zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland“ vor. Studien der letzten 60 Jahre wurden analysiert und ausgewertet. Das Ergebnis ist eindeutig. Die Lehrkräfte sind hoch belastet, immer mehr Aufgaben kommen auf die Lehrkräfte zu, Ressourcen werden aber nicht zur Verfügung gestellt. „Es fehlen Erholungsmöglichkeiten in den Schulpausen, die 7-Tage-Woche ist in der Schulzeit quasi obligatorisch und die Entgrenzung der Arbeitszeit ist fast die Regel“(Dr. Frank Mußmann). Ein weiteres Problem ist die demographische Entwicklung in den neuen Bundesländern. Prof. Robert Jahn von der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg thematisierte die Folgen, die sich hieraus für die Ausbildung ergeben. „Berufsschulsterben“ verbunden mit längeren Anfahrtswegen, Beschulung von Berufefamilien und Mischklassen sind in den neuen Ländern bereits eingetreten und auch zukünftig zu erwarten. Aber auch der Lehrkräftebedarf an Beruflichen Schulen in den nächsten 10 Jahren stellt das Land vor eine riesige Herausforderung, dem es sich stellen muss. So müssen pro Jahr ca. 80 Lehrkräfte neu eingestellt werden. Bisher können und werden allerdings in den Hochschulen nicht genügend und nicht passend qualifizierte Lehrer*innen zum Studienabschluss geführt. In den Schulen selbst ist die Lage angespannt und herausfordernd. Die hohe Pflichtstundenzahl und viele Aufgaben neben dem Unterricht, wie z.B. die Arbeitswege zur Betreuung in den Ausbildungsbetrieben, die nicht als Arbeitszeit beachtet werden, belasten die Kolleg*innen. Immer mehr Lehrkräfte arbeiten gesundheitsbedingt in Teilzeit, die Lehrkräfte verlassen frühestmöglich den Schuldienst, an den beruflichen Schulen ist der Krankenstand mit 10 % enorm hoch. Das Problem des Fachkräftemangels verschärft sich dadurch nachvollziehbar.

Nach der Mittagspause haben die Teilnehmer*innen in den 4 Workshops zu folgenden Themen diskutiert und ihre Erfahrungen ausgetauscht.

  • Digitalpakt – Chancen und Risiken

  • Die Zukunft der vergüteten Erzieherausbildung

  • Berufsreife – Reif für den Beruf

  • Probleme, Bedarfe und Perspektiven beruflicher Schulen in MV

 

Am Ende des Fachtages haben die Teilnehmer*innen den als gelungen eingeschätzt und sich für die Fortführung von Fachtagungen für Berufsschullehrer*innen ausgesprochen. Der Vorstandsbereich und die Fachgruppe werden in Auswertung des Fachtages gewerkschaftliche Positionen und Forderungen ableiten. Fehlendes oder nicht ausreichend qualifiziertes Personal sowie eine hohe Arbeitsbelastung bieten keinen geeigneten Bedingungen, um eine moderne und im Sinne der Schüler*innen zukunftsfeste Ausbildung, und damit die Fachkräfte für unser schönes Bundesland M-V zu sichern.

Ich bedanke mich bei den Mitgliedern der Landesfachgruppe, die mit mir den Fachtag vorbereitet haben und die Leitung der Workshops übernommen haben.

Angela Gillmeier

Vors. Vorstandsbereich Berufliche Bildung

In Kürze wird eine Dokumentation auf der Homepage des GEW zur Verfügung gestellt, in der die PowerPoint Präsentationen der Referenten Dr. Frank Mußmann und Prof. Robert Jahn als auch die Ergebnisse der Workshops enthalten sind.

(c)André Meierfrankenfeld
(c)André Meierfrankenfeld
(c)André Meierfrankenfeld
(c)André Meierfrankenfeld
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(c)André Meierfrankenfeld
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