Bildungsjahr 2019 - Bilanz und Ausblick
Ein rasantes Jahr mit drei großen Gesetzesnovellen (Kindertagesförderungsgesetz, Schulgesetz, Hochschulgesetz) und vielen Tarifkämpfen liegt hinter uns: das Bildungsjahr 2019. Ein Jahr, das von Euch und uns viel gefordert hat. Deshalb wollen wir zunächst Euch, liebe Ehrenamtler*innen als auch Euch, liebe Hauptamtliche in der Geschäftsstelle, „Ein großes Dankeschön!“ sagen.
Es freut uns, dass wir für 2019 etwa 600 Neueintritte und damit eine positive Mitgliederentwicklung verzeichnen. Der Großteil dieser Neumitglieder sind übrigens Erzieherinnen und Erzieher. Gemeinsam mit uns haben diese Kolleg*innen der teilweise prekären Vergütung in den Kitas und Horten den Kampf angesagt. Mit der Beitragsentlastung für Eltern in der KiföG-Novelle sind die Hürden für die Vereinbarung von Tarifverträgen nach dem TVÖD deutlich kleiner geworden. Erneut haben wir Tarifverhandlungen mit freien Trägern gefordert, geführt und manche bereits erfolgreich zu Ende gebracht. Beispielhaft sei hier der Tarifabschluss mit dem ILL e.V. in Rostock genannt. Seit Jahresbeginn werden die Kolleg*innen im Erziehungsdienst zu 100 Prozent nach dem TVÖD-Entgelt bezahlt. Das sind zwischen 350 und 750 Euro mehr im Monat. Das zeigt: Der Kampf ist wichtig und lohnt sich!
Mehr Geld haben sich auch die Lehrkräfte innerhalb der bundesweiten Tarifverhandlungen im vergangenen Jahr erstritten. Immerhin acht Prozent - ein gutes Ergebnis! Doch die Freude wird dort getrübt, wo Geld allein nicht ausreicht, um den Arbeitsplatz Schule gesund und attraktiv zu halten.
An vielen Orten „brennt die Hütte“ in Sachen Schule. Teilweise sind schon heute der Bildungserfolg der Schüler*innen und die Gesundheit der Lehrkräfte gefährdet. In großen Teilen ist es uns gelungen, unseren Unmut über diese Situation deutlich in die Politik zu tragen. Auch unseren Unmut über die unzureichenden Regelungen der Schulgesetznovelle für die Umsetzung einer „echten Inklusion“. Sei es mit unserer Arbeit im Bündnis „Gute Schule in M-V“ oder (viel mehr noch) mit unserer Kampagne „resPEKt“ – wir waren präsent! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, es sagt viel über den bestehenden Reformbedarf, wenn eine Gewerkschaft 74 Forderungen vorlegt - von der Lehramtsausbildung bis hin zum Berufsausstieg, von den grundständig ausgebildeten Pädagog*innen bis hin zu den Lehrkräften im Seiteneinstieg. Genau dies haben wir mit unserem Personalentwicklungskonzept (PEK) getan. Es richtet sich an Lehramtsstudierende genauso wie an Lehrkräfte, PmsA und Seiteneinsteiger*innen. Wir haben mit unseren mehr als 170 Schulbesuchen an allen Schularten, unseren landesweiten Demonstrationen und unserer erfolgreichen Petition mit 8.000 Unterschriften, die wir im Dezember der Landtagspräsidentin übergeben konnten, sowie weiteren Aktionen erreicht, dass das Verständnis für die aktuelle Lage an den Schulen nicht nur in der Landesregierung sondern auch bei den Landtagsabgeordneten gewachsen ist. Wir begrüßen ausdrücklich die 200 Millionen Euro mehr für Bildung über vier Jahre! Mit der Eingruppierung der Grundschullehrkräfte in der E13/A13 ab dem kommenden Schuljahr ist eine langjährige Forderung von uns erfüllt. Doch bei aller Freude: Liebe Landesregierung, liebe Landtagsabgeordnete, hier ist noch viel Luft nach oben, um die schwierige Lage zeitnah in den Griff zu bekommen! Im kommenden Jahr wollen wir deshalb dazu eine langfristige Vereinbarung miteinander treffen und einen Zukunftspakt „Gute Schule“ schließen, der bis 2030 Sicherheit schafft und Entwicklung ermöglicht.
Auch an den Hochschulen sind wir mit Tatkraft unterwegs gewesen. Das Hochschulgesetz wurde novelliert. Wir begrüßen ausdrücklich die Stärkung der Qualifikationsphase, dabei insb. die Erstbefristung von drei Jahren und die Qualifizierungsvereinbarung. Die Eindämmung von Lehraufträgen und die Festlegung zu Studien- und Prüfungsfristen sind der Richtung nach wichtig. Die Mitbestimmung für Hilfskräfte wird zumindest ausgebaut. Die selbstgestellten Aufgaben der Gesetzesnovelle – gute Arbeit, höhere Qualität in der Wissenschaft und mehr Chancengleichheit an den Hochschulen zu schaffen – sind damit aus Sicht der GEW M-V noch ausbaufähig.
Wir wollen für alle Kolleg*innen Arbeitsbedingungen verbessern und damit gute Bildung in allen Bereichen ermöglichen. Wir sind ein gutes Stück vorangekommen, aber es bleibt viel zu tun!
Bleibt uns GEWogen!
Eure Landesvorsitzenden