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Druck und Falschinformationen:

Beschäftigte im Landkreis Rostock vor Warnstreik in Sorge

Für den morgigen Tag hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) ihre Mitglieder von zwei Kindertageseinrichtungen des Vereins Auf der Tenne e.V. in Roggentin und Kavelstorf zu einem halbtägigen Warnstreik zwischen 6:00 Uhr und 12 Uhr aufgerufen. Der Grund dafür ist, dass es von Seiten des Trägers von insgesamt neun Einrichtungen im Landkreis Rostock bislang kein Gesprächsangebot die Aufnahme von Tarifverhandlungen gibt. Seit dem Streikaufruf agiert der Verein in unverständlicher Weise gegenüber den in der Gewerkschaft organisierten Beschäftigten und der Öffentlichkeit.

Viele unserer Kolleg:innen sind nun verunsichert: Ist ein Streik überhaupt angebracht? Dürfen wir unsere Forderungen überhaupt so aufstellen – und fordern wir vielleicht zu viel? Hier kommen die Antworten:

Es wird doch schon nach TVÖD gezahlt, wozu dann streiken?

In Anlehnung an TVÖD ist längst nicht das gleiche, als würde nach TVÖD gezahlt. So sind Bestandteile des TVÖD nicht (vollständig) umgesetzt, wie etwa die leistungsorientierte Bezahlung nach § 18 a oder die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.  „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen.“ So einseitig funktionieren Vereinbarungen, die nicht durch einen Tarifvertrag abgesichert sind. Sei es in Fragen der Eingruppierung, Erfahrungsstufe, Jahressonderzahlung, zusätzlichem Urlaub – Dies alles kann durch den Arbeitgeber einseitig gegeben, aber auch wieder weggenommen werden, wenn es keinen Tarifvertrag gibt. Nur ein Tarifvertrag sichert demnach allen die gleiche Behandlung zu. Gecheckt!

Die fordern ja mehr, als im TVÖD drin steht, das ist aber frech, schließlich werden wir aus Steuergeld finanziert!

Stimmt, die Finanzierung der Kindertagesförderung erfolgt zu 100 Prozent aus Steuergeld­. Gute Steuern können auch nur jene zahlen, die ein gutes Einkommen haben. ­­­­­­­­­­Wie alle leiden auch Erzieher:innen unter den Folgen der Corona-Pandemie und der Inflation. Wenn „Kinder das höchste Gut“ sind, weshalb sollte ihre Bildung und Betreuung dann nur mittelmäßig gut bezahlt werden? Gecheckt!

Selbst wenn wir das umsetzen wollen, dann bekommen wir das Geld im Rahmen der Entgeltverhandlungen nicht zurück!

Dies ist in der Tat ein Problem, das uns bekannt ist. Die GEW MV benutzt für diesen Fall entsprechende Klauseln im Tarifabschluss, denn natürlich haben auch wir kein Interesse daran, dass der Träger in die Insolvenz geht. Gleichzeitig setzen wir uns auf Landesebene dafür ein, dass die Entgelte entsprechend der Tariffreiheit dann auch übernommen werden. Jedoch müssen hier auch die Träger sich zusammenschließen und den Druck erhöhen. Gecheckt!

Ein Streik trifft immer die Kinder und die Eltern!

Das stimmt. Denn tatsächlich fordert das Land bis dato bei Streiks nur sehr selten die Entgelte der Träger zurück. Allerdings wissen wir die Kinder und Eltern auf unserer Seite, denn auch sie wollen, dass die Kleinsten gut betreut und gebildet werden. Wenn am Ende wegen der schlechten Arbeitsbedingungen niemand mehr den Beruf ausüben will, fällt deutlich mehr Betreuungszeit aus. Ein Streik, der halbtags stattfindet und nur zwei Einrichtungen betrifft, gibt dem Arbeitgeber die Möglichkeit, die Betreuung anderweitig zu organisieren. Wir wollen nicht gleich voll eskalieren. Gecheckt!

Schuld haben die Gewerkschaftsmitglieder bei uns!

Ohne Gewerkschaften gäbe es keine gesetzlich geregelte Arbeitszeit, Tariflöhne oder Urlaubsanspruch und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ja, daran sind wir gerne „schuld“. Wer Druck auf unsere Kolleg:innen ausübt, die sich für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Entgelte einsetzen, sollte einmal darüber nachdenken, wie das Leben wohl ohne uns aussehen würde. Wir gewähren unseren Mitgliedern auch in solchen Fällen Rechtsschutz. Zum Mitgliedsantrag geht es übrigens hier. Gecheckt!
 

Kontakt
Silke Gajek
Referentin für Jugendhilfe, Sozialarbeit und Organisationspolitik
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Referent für Jugendhilfe, Sozialarbeit und Organisationspolitik
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