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Geräuschlos heißt nicht problemlos

Den vom Bildungsministerium benannten „geräuschlosen Start“ kann die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) so nicht bestätigen. „Geräuschlos heißt nicht problemlos. Wir nehmen eine Diskrepanz zwischen der positiven Statistik und der gelebten Praxis wahr.“, sagt Annett Lindner, Landesvorsitzende der GEW MV.

Lehrerin im Gespräch mit Schülern
Lehrerin im Gespräch mit Schülern (GEW MV)

Laut Informationen des Ministeriums wurden auch in diesem Jahr bereits vorausschauend Stellen ausgeschrieben und damit auch über Bedarf eingestellt. „Dieser rechnerische Überhang scheint in der Praxis jedoch nicht anzukommen. Laut Rückmeldung aus den Schulen fehlen noch immer Lehrkräfte, so dass bspw. an einer Schule nicht ausreichend Englischunterricht abgesichert ist.“, so Annett Lindner weiter. Solche Beispiele gibt es einige. Dafür könne es verschiedene Ursachen geben, sagt die Gewerkschafterin: „Aus den Schulen wissen wir, dass gerade Stellen in den ländlichen Bereichen schwer besetzt werden können. Außerdem arbeitet ein nicht unerheblicher Teil der Lehrkräfte in Teilzeit. Darüber hinaus müssen auch Erkrankungen und Elternzeitvertretung ausgeglichen werden.“. Ein weiteres Problem sieht die GEW MV in der Stundenzuweisung und hat dazu bereits 2016 gegenüber dem Bildungsministerium Stellung genommen. Annett Lindner kritisiert die vom Land festgelegte Unterrichtsversorgungsverordnung: „Die Festlegung des Grundbudgets für die Schulen anhand der Schüler*innenzahlen früherer Jahre stellt gegenüber dem bisherigen Verfahren keine Verbesserung dar, vielmehr manifestiert sie bestehende Mängel. Die Schulen haben in den vergangenen Jahren nur selten die Stundenzuweisungen erhalten, die benötigt wurden. Die zugewiesenen Stunden lagen unter dem tatsächlichen Bedarf.“. Bei fehlenden Stunden aufgrund von plötzlich höheren Schülerzahlen werden die Schulen oft zu einer „pädagogischen Lösung“ angehalten. „Damit ist nichts anderes als die Vergrößerung von Klassen gemeint.“ Dieser Schritt wird auch in Sachen Unterrichtsausfall in erheblichem Maße genutzt. Die Unterrichtversorgungsstatistik zeigt seit einigen Jahren stabile Ausfallzahlen. Ein genaueres Hinsehen offenbart jedoch: „Krankheit, Mutterschutz, Elternzeit und andere Gründe werden in erheblichem Maß durch Zusammenlegung von Unterricht abgefedert. Insbesondere im Grundschulbereich sind die Zahlen erschreckend hoch.“, stellt Annett Lindner fest. Aus Sicht der Gewerkschaft ist der Unterricht an den Schulen des Landes nicht ausreichend abgesichert: „Der tatsächliche Bedarf an Lehrkräften ist wesentlich höher. Das Land rechnet mit einer Quote von knapp 100 Prozent. Wir sagen, dass es mindestens einer Absicherung von 103 Prozent bedarf, um den Unterricht bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen.“.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern ist die größte Interessenvertretung für Arbeitnehmer*innen und Beamt*innen im Bildungsbereich. Als solche nimmt sie regelmäßig auch bei Gesetzesvorhaben und Verordnungen im Interesse ihrer Mitglieder Stellung.